Was ist Intrapreneurship?
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich mit ihren bahnbrechenden Ideen nicht auf eigene Beine stellen, sondern sie im Dienst des Unternehmens bzw. der Organisation entwickeln, für das/in der sie tätig sind – DAS ist Intrapreneurship. Gute Intrapreneurship-Programme fördern den Innovationsgeist innerhalb eines Unternehmens/einer Organisation. Dadurch leisten sie nicht nur einen entscheidenden Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit in einer sich rasant verändernden Arbeitswelt, sondern sie steigern letzten Endes auch den Nutzen für die Kundinnen und Kunden. Wir zeigen, welche Vorteile Intrapreneurship für Unternehmen und Organisationen bietet und welche Formen von „Unternehmertum im Unternehmen“ es gibt.
Inhalt
- Intrapreneurship – was ist das genau?
- Intrapreneur versus Entrepreneur
- Welche Vorteile hat Intrapreneurship?
- Bekannte Beispiele für Intrepreneurship
- Wie fördern Unternehmen Intrapreneurship?
- Unternehmergeist liebt Agilität
- Arten von Intrapreneurship
- Was ist Public Intrapreneurship?
- Public Intrapreneurship mit Wonderwerk
Intrapreneurship – was ist das genau?
Wir starten mit einer Definition: Intrapreneurship ist ein Neologismus aus den beiden englischen Begriffen „intra corporate“ (innerbetrieblich) und „Entrepreneurship“ (Unternehmertum). Intrapreneurship bezeichnet also, im Gegensatz zu Entrepreneurship, die Schaffung von unternehmerischen Aktivitäten innerhalb eines bestehenden Unternehmens oder einer Organisation durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Begriff geht auf den amerikanischen Unternehmer Gifford Pinchot III und seine Ehefrau Elizabeth zurück.
Pinchot und Pinchot veröffentlichten im Jahre 1978 eine Abhandlung mit dem Titel „Intra-Corporate Entrepreneurship“, durch die das Konzept von Intrapreneurship erstmals einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde. Sieben Jahre später folgte die Buchveröffentlichung: Intrapreneuring – Why You Don’t Have to Leave the Corporation to Become an Entrepreneur.
Intrapreneur versus Entrepreneur
Als entscheidender Unterschied zwischen Entrepreneurship und Intrapreneurship wird oft die Gründung genannt: Während der/die Entrepreneur:in das Unternehmen/die Organisation verlässt, um Gründerin oder Gründer eines eigenen Unternehmens oder Startups zu werden, bleibt der/die Intrapreneur:in normalerweise im Angestelltenverhältnis, agiert jedoch wie ein Unternehmer bzw. wie eine Unternehmerin. Das heißt, dass er oder sie seine oder ihre Ideen mit viel Eigeninitiative und großem persönlichen Einsatz entwickelt, dabei jedoch Zugang zu den Ressourcen und Netzwerken des bestehenden Unternehmens hat.
Diese Definition von Entrepreneurship vs. Intrapreneurship ist zwar nicht falsch, sie wird dem Facettenreichtum der beiden Spielarten von Unternehmertum jedoch nicht ganz gerecht. Anstatt Entre- und Intrapreneure anhand einer erfolgten bzw. nicht erfolgten Gründung voneinander zu unterscheiden, sehen wir heute vielmehr die Gemeinsamkeiten beider Wege. Sowohl der Entrepreneur als auch der Intrapreneur
- findet neue Wege an die Spitze eines (oft) gesättigten Marktes.
- testet neue Möglichkeiten der Vermarktung.
- erschließt neue Märkte durch innovative Ideen.
- testet neue Herstellungsmöglichkeiten.
- macht sich technische Innovationen zunutze.
- kreiert neue wirtschaftliche Strukturen und Geschäftsstrategien.
Welche Vorteile hat Intrapreneurship?
Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter liegen die Vorteile von Intrapreneurship auf der Hand. Obwohl auch das Binnenunternehmertum ein hohes Maß an Eigeninitiative und Risikobereitschaft erfordert, damit neue Ideen umgesetzt und erfolgreiche Geschäftsmodelle entwickelt werden können, „teilt“ der oder die Intrapreneur:in sowohl das Risiko als auch die Verantwortung mit dem Unternehmen oder der Organisation, für das er oder sie tätig ist. Gleichzeitig profitiert er oder sie sowohl von den finanziellen als auch von den personellen Ressourcen des bereits etablierten Unternehmens/der etablierten Organisation.
Für Unternehmen und Organisationen wiederum sind Binnenunternehmertum-Programme ein wichtiger Teil des Innovationsmanagements bzw. einer sich im Aufbau befindenden Innovationskultur.
Indem sie ihren Mitarbeiter:innen die Möglichkeit geben, ihre Visionen innerhalb der bestehenden Strukturen umzusetzen, fördern sie nicht nur unternehmensweit die Innovationskraft, sondern sie stärken auch die intrinsische Motivation. Insgesamt bietet ein erfolgreich in der Unternehmenskultur verankertes Intrapreneurship folgende Vorteile:
- Umsätze und Gewinne: Erfolgreiches Intrapreneurship kann neue Märkte erschließen und zur Gründung von Tochterunternehmen führen.
- Mitarbeiterbindung: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, denen eine Plattform für ihre Kreativität und ihren Unternehmergeist geboten wird, bleiben ihrem Unternehmen/ihrer Organisation oft sehr lange treu.
- Trendmanagement: Ein Mitarbeiter/eine Mitarbeiterin, der/die unternehmerisch denkt und handelt, verfolgt und erkennt automatisch Trends, die für das Unternehmen/die Organisation interessant sein könnten.
- Kostenreduktion: Wenn innovative Produkte oder gewinnbringende neue Geschäftsstrategien intern entwickelt werden, sparen Unternehmen und Organisationen Kosten für extern entwickelte Innovationsimpulse.
- Wirksamkeit: Wenn innovative Angebote intern entwickelt werden, steigert sich auch der Nutzen von (Dienst)Leistungen für die Kund:innen. Insbesondere im öffentlichen Sektor und im Social-Profit-Kontext ist die gesteigerte Wirksamkeit ein wichtiger Motivator, um Intrapreneurship zu fördern.
Bekannte Beispiele für Intrapreneurship
Ein bekanntes Beispiel für Intrapreneurship ist das in den 80er Jahren von Steve Jobs ins Leben gerufene Macintosh-Team, das den ersten Mikrocomputer mit grafischer Benutzeroberfläche entwickelte. Auch heute sehen wir in der Technologiebranche, genau wie in der Industrie, einen lebendigen Unternehmergeist und sehr erfolgreiche Intrapreneurship-Programme. Bekannte Beispiele von Unternehmen, die den Innovationsgeist ihrer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gezielt fördern, sind etwa die Fraunhofer-Gesellschaft e.V. und die Deutsche Bahn.
Fraunhofer Venture bietet Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Fraunhofer-Gesellschaft Förder- und Finanzierungsprogramme, um eigene innovative Technologien und Produkte zu entwickeln. Die Deutsche Bahn nutzt das Intrapreneurship Programm DB Intrapreneurs, um den Herausforderungen der digitalen Transformation mit strategischen und strukturellen Neuerungen von innen heraus begegnen zu können.
Wie fördern Unternehmen Intrapreneurship?
Eine Unternehmens- bzw. Organisationskultur, in der Unternehmergeist herrscht und Intrapreneurship gelebt wird, entsteht nicht von heute auf morgen. Was es braucht, ist zunächst einmal eine positive Fehlerkultur. Damit Mitarbeitende ihre Ideen einbringen, ihre Visionen entwickeln und ihre Führungsqualitäten unter Beweis stellen können, brauchen sie den Rückhalt im Unternehmen/in der Organisation. Fehler sollten als Bestandteil des Prozesses und des Fortschritts betrachtet werden. Darüber hinaus ist es wichtig, dass jede Hierarchieebene das unternehmerische Handeln der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anerkennt und unterstützt.
Neben dem richtigen Mindset spielen auch die Ressourcen für erfolgreiches Intrapreneurship eine wichtige Rolle. Um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fordern und fördern zu können, sollten Unternehmen und Organisationen folgende Ressourcen bereitstellen:
- Innovation braucht Budget: Auf dem Weg zum innovativen Produkt oder dem neuen Geschäftsmodell werden manchmal Gelder verbrannt. Unternehmen und Organisationen sollten sich darüber im klaren sein und diesen Aspekt in ihre Budgetplanung einrechnen.
- Materielle Ressourcen: Insbesondere in der Produktentwicklung entsteht Innovation durch Ausprobieren und Testen. Damit das klappt, brauchen die Mitarbeitenden Zugang zu entsprechenden Materialien und/oder Techniken.
- Know-How: In vielen Fällen ist ein Upskilling der Mitarbeiter:innen notwendig, um Methoden-Wissen zu vertiefen und/oder unternehmerische Fähigkeiten zu schulen. Das Upskilling ist ein wesentlicher Bestandteil von guten Intrapreneurship-Programmen.
Der beste Weg, um Intrapreneurship zu fördern, sind durch Expert:innen begleitete Programme, in denen nicht nur Wissensvermittlung und Upskilling stattfindet, sondern am Ende der Zusammenarbeit auch strategisch relevante Ergebnisse stehen.
Unternehmergeist liebt Agilität
Unternehmerisches Denken und Handeln floriert vor allem dort, wo Mitarbeitende sich entfalten dürfen und zur Eigenverantwortung befähigt werden. Aus diesem Grund liebt Intrapreneurship agile Strukturen. Die agile Transformation beschreibt den Weg von starren Strukturen, Top-down-Management und strikten Abteilungsgrenzen hin zu flachen Hierarchien, eigenverantwortlichen Teams und flexiblen Prozessen. Agile Unternehmen und Organisationen setzen auf eine offene Kommunikations- und Feedback-Kultur und fördern die persönliche Entfaltung und Weiterentwicklung der Mitarbeiter:innen, da diese im Interesse des Unternehmens/der Organisation ist.
In solchen Strukturen gedeiht auch eine Kultur der Innovation und der unternehmerischen Tätigkeit optimal.
Während auf Intrapreneurship ausgerichtete Unternehmen und Organisationen ihre Mitarbeiter:innen dazu ermutigen, eigenverantwortlich zu arbeiten und Risiken einzugehen, sorgen die agilen Strukturen für kurze Entscheidungswege und flexible Kurskorrekturen. Flache Hierarchien sorgen dafür, dass neue Ideen positionsunabhängig gehört und in kleinen Teams schnell besprochen und bei Bedarf weiterentwickelt werden können.
Intrapreneurship & New Work
Die flachen Hierarchien und die schnelle Reaktionsfähigkeit in agilen Unternehmen fördern Innovationen und schaffen ein Intrapreneur-freundliches Umfeld. Gleiches gilt für den New-Work-Ansatz, der ein neues Verständnis von Arbeit und Führung im Angesicht des digitalen Wandels und einer globalisierten Arbeitswelt beschreibt. Ähnlich wie das Zielmanagementframework OKR (Objectives and Key Results) sprengt das New-Work-Konzept fachliche Grenzen und kreiert eine Kultur von „Gemeinsam statt einsam“.
Der wichtigste Aspekt dieses Ansatzes ist die Fokussierung auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Indem die intrinsische Motivation an die Stelle von strengen Hierarchien und Top-down-Management tritt, entsteht Raum für Selbstverwirklichung innerhalb des Unternehmens bzw. der Organisation und letzten Endes auch ein neues Verständnis von Führung und Leadership. Das zunehmende „Verschmelzen“ von Arbeit und Privatleben (Work-Life-Blending) im New-Work-Setting, die Entstehung neuer Arbeitsformen und die Einbindung neuer Technologien in den Arbeitsalltag bieten ideale Voraussetzungen für ein florierendes Unternehmertum im Unternehmen.
In unserem Blogartikel Was ist New Work? Konzept und Herausforderungen können Sie im Detail nachlesen, was den New-Work-Ansatz für Unternehmen und Organisationen so attraktiv macht.
Arten von Intrapreneurship
Wenn wir über „Arten“ von Intrapreneurship sprechen, meinen wir damit vor allen: Wodurch entstehen die Ideen, worauf sind sie ausgerichtet und wie ist das jeweilige Binnenunternehmertum (strukturell) organisiert?
Ein im Industrie-Sektor sehr erfolgreiches Konzept ist zum Beispiel die Startup Collaboration. Hier schließt sich das Intrapreneurship-Team eines etablierten Unternehmens mit einem Start-up zusammen, um Ideen zu entwickeln und Innovationen zu realisieren. Während das Start-up neue Perspektiven und die für Innovationen notwendige Hands-on-Mentalität mitbringt, steuert das etablierte Unternehmen die notwendigen (finanziellen und/oder personellen) Ressourcen bei.
Innerhalb eines Unternehmens/einer Organisation kann Intrapreneurship ebenfalls auf mehrere Arten erfolgen. Die beiden häufigsten sind die partizipativ-reaktive und die partizipativ-proaktive Form. Beim partizipativ-reaktiven Intrapreneurship werden die von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entwickelten Ideen dem Top-Management zur weiteren Entscheidung vorgelegt. Bei der partizipativ-proaktiven Form entstehen die Ideen erst durch die enge Interaktion zwischen den Mitarbeitenden und dem Management.
Manchmal entstehen aus erfolgreichen Intrapreneurship-Programmen auch sog. Corporate Ventures. Hier gründet das Unternehmen/die Organisation mit dem Intrapreneurship-Team ein eigenes Unternehmen bzw. ein Start-up. Wir sprechen in diesem Fall auch von einer „Ausgründung“. Das neue gegründete Unternehmen ist in der Regel unabhängig und voll verantwortlich für sämtliche unternehmerischen Tätigkeiten.
Was ist Public Intrapreneurship?
Als Public Intrapreneurship bezeichnen wir unternehmerisches Denken und Handeln der Mitarbeiter:innen in öffentlichen Institutionen wie NGOs, Regierungsbehörden oder Non-Profit-Organisationen. Wenn wir von „Unternehmer im Unternehmen“ sprechen, beziehen wir uns allerdings meistens auf die Privatwirtschaft.
Das liegt daran, dass die private Wirtschaft, insbesondere der industrielle Sektor, die Innovationskraft aus den eigenen Reihen schon sehr lange fördert und gewinnbringend nutzt.
Im öffentlichen Sektor hingegen steckt das Binnenunternehmertum noch in den Kinderschuhen. Und dass, obwohl es so viel Potenzial bietet!
Während Intrapreneurship im privaten Sektor innovative Produkte oder neue Geschäftsmodelle hervorbringt, kann Unternehmergeist im öffentlichen Sektor einen entscheidenden Mehrwert in gesellschaftlichen und sozialen Kontexten bieten. Public Intrapreneurs sind oft federführend in der Kreation öffentlicher Dienstleistungen und Programme und leisten einen entscheidenden Beitrag zu Innovationen im sozialen Bereich.
Warum Public Intrapreneurship Expertise braucht
Da öffentliche Institutionen anders funktionieren und anders strukturiert sind als Privatunternehmen, ist Intrapreneurship im öffentlichen Sektor eine besondere Herausforderung:
- Budget: In öffentlichen Institutionen stellt sich häufig die Frage der Budgetverfügbarkeit.
- Lange Wege: Im öffentlichen Sektor gehen Entscheidungen oft durch mehrere Hände. Es kann daher länger dauern, bis Vorhaben finalisiert sind.
- Öffentliche Meinung: Öffentliche Einrichtungen sind gesellschaftlichen und/oder politischen Erwartungen stärker verpflichtet als Privatunternehmen. Aus diesem Grund ist bei Public-Intrapreneurship-Programmen Fingerspitzengefühl gefragt.
Public Intrapreneurship mit Wonderwerk
Wonderwerk Consulting begleitet seit Jahren sehr erfolgreich Change-Prozesse und Intrapreneurship-Programme im öffentlichen Sektor. Als Spezialisten für den Prozess hinter dem Wandel wissen wir nicht nur theoretisch, wie öffentliche Institutionen das Binnenunternehmertum in ihrer Organisation fördern können, sondern wir wecken den Unternehmergeist mithilfe eines strukturierten Prozesses. Denn erst, wenn unternehmerisches Denken und Handeln und die Entwicklung neuer Ideen strukturell im Alltag einer Organisation verankert sind, kann Intrapreneurship auch im öffentlichen Sektor zum Gamechanger werden.
Upskilling und Methoden-Wissen
Intrapreneurship steigert nicht nur das Innovationspotenzial in Ihrer Organisation, sondern sorgt auch dafür, dass Ihre wertvollsten Mitarbeitenden motiviert bleiben. Aus diesem Grund etablieren wir in unseren Public-Intrapreneurship-Programmen gezielt Strukturen, in denen Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihr volles Potenzial entfalten und Neuerungen von innen heraus antreiben können. Wir vermitteln Ihrem Team die erforderlichen Kenntnisse (Know-How), schärfen ihre Fähigkeiten (Upskilling) und geben ihnen die Tools (zum Beispiel agile Methoden) an die Hand, die sie im Innovationsprozess benötigen.
Warum Wonderwerk?
Weil wir für unsere Programme ausschließlich strategisch relevante Themen aussuchen und für die Kompatibilität der Ergebnisse mit den unternehmerischen Zielen Ihrer Organisation sorgen. Wir begleiten wir Sie von der Erstanalyse über die strategische Planung bis zur strukturellen Verankerung und bleiben so lange an Ihrer Seite, bis unternehmerisches Denken und Handeln in Ihrer Organisation zur neuen Norm geworden ist.
Kontakt
Anna-Maria Hausdorf
anna-maria.hausdorf@wonderwerk.com